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Sonntag, 27. April 2008

Ausländische Fachkräfte werden gebraucht

Ausländische Fachkräfte werden gebraucht

Spitzenjobs in der Computerbranche, aber auch eine große Zahl schlecht bezahlter Tätigkeiten im sozialen Bereich könnten ohne Ausländer gar nicht besetzt werden. Fast zehn Prozent aller ausländischen Erwerbstätigen sind selbständig.
Die Debatte um die Green Card hat gezeigt, dass die Wirtschaft Arbeitsmigranten braucht, da es in Deutschland in einigen Bereichen an qualifizierten Fachkräften mangelt. Am deutlichsten ist die Lücke zwischen Angebot und Nachfrage in der Computerbranche. Da viele Arbeitslose nicht die erforderlichen Qualifikationen besitzen, um die vielerorts angebotenen Jobs zu besetzen, benötigt die Branche dringend eine Anwerbung von Experten aus dem Ausland. Ohne diese Fachkräfte werden auch deutsche Arbeitsplätze verloren gehen. Mit der Einführung der Green Card sollen 10.000 Computerexperten ins Land geholt werden. Allerdings befindet sich Deutschland in einem harten Konkurrenzkampf um hoch qualifizierte Fachkräfte, so dass diese Zahl bislang noch nicht annähernd erreicht werden konnte.
Andererseits gibt es eine große Zahl schlecht bezahlter Jobs, zum Beispiel in Krankenhäusern und Altenheimen. Diese Arbeitsplätze können ohne Zuwanderung nicht mehr besetzt werden. Im regionalen Kontext ließen sich weitere Facetten eines Teilarbeitsmarktes für Flüchtlinge ermitteln. So finden sich zum Beispiel im Saarland oder auch in Niedersachsen „Mangelberufe“ sowohl im Bereich der genannten Dienstleistungen als auch in Berufen wie Kraftfahrer, Lageristen, Gabelstaplerführer, handwerklichen Berufen, im Garten- und Landschaftsbau, in Gärtnereien, in der Metall- und Elektroindustrie sowie im Baugewerbe.
Ausländer schaffen mit ihren Investitionen in Deutschland auch Arbeitsplätze. Statistisch gab es 1998 in der Bundesrepublik Deutschland rund 250.000 selbständige ausländische Erwerbstätige und rund 29 000 mithelfende Familienangehörige. Dies entspricht einem Anteil von 9,8 Prozent aller ausländischen Erwerbstätigen. Nach Berechnungen des Zentrums für Türkeistudien existierten Ende 1997 in Deutschland 47.000 türkische Unternehmen. Diese erzielten einen Umsatz in Höhe von 41,4 Mrd. DM und stellten 206.000 Arbeitsplätze zur Verfügung. Das Gesamtvolumen ihrer Investitionen lag 1997 bei 9,5 Mrd. DM. Mit ihren Investitionen tragen diese Unternehmen zunehmend zum Wirtschaftswachstum in Deutschland und zur Schaffung von Arbeitsplätzen bei.
Zurückblickend lässt sich auch sagen: In Westdeutschland wären Engpässe auf dem Arbeitsmarkt in den sechziger Jahren ohne die Erweiterung des Arbeitskräftepotenzials durch die Ausländerbeschäftigung nur durch tiefgreifende und folgenreiche Strukturveränderungen zu bewältigen gewesen. Zum Beispiel durch eine kapitalintensive Modernisierung mit dem Übergang zu arbeitssparenden Einrichtungen, die sich vor allem zu Lasten von ertragsarmen Betrieben ausgewirkt hätten. Die Ausländerbeschäftigung, die seit Anfang der sechziger Jahre rasch in die Millionen ging, bot eine billige und flexible Alternative zum Ausgleich der Spannungen zwischen Angebot und Nachfrage auf dem Arbeitsmarkt. Die Ausländerbeschäftigung ermöglichte den Beschäftigtenanstieg in der Industrieproduktion und trug damit entscheidend zum Wirtschaftswachstum bei.
Ausländische Arbeitskräfte wurden zunächst in Bereichen eingesetzt, deren Lohn- und Arbeitsbedingungen für einheimische Arbeitskräfte nicht mehr attraktiv waren. Einerseits dominierten ausländische Arbeitnehmer in Bereichen, in denen eher geringe Löhne gezahlt wurden und die nur bedingt durch arbeitssparende Maßnahmen und Technologien zu modernisieren waren, zum Beispiel in der Textilindustrie, in der fisch- und fleischverarbeitenden Industrie, im Bausektor und im Gaststättengewerbe. Andererseits konzentrierten sich ausländische Arbeitnehmer in besonders harten oder gesundheitsgefährdenden Beschäftigungsbereichen, zum Beispiel in der Asbestindustrie oder in der Fließbandmontage.
Der beruflich-soziale Aufstieg einheimischer Arbeitskräfte seit den 60-er Jahren wurde durch die Beschäftigung un- und angelernter ausländischer Arbeitnehmer mitgetragen. Der durch das Sinken der Arbeitszeiten und die soziale Aufwärtsmobilität einheimischer Arbeitskräfte verstärkte Arbeitskräftemangel in Bereichen, die geringe berufliche Qualifikationen erforderten, konnte mit Hilfe ausländischer Arbeitskräfte ausgeglichen werden. Diese Ersatz- und Unterschichtungsfunktion ist weitgehend kennzeichnend für die erste Generation der Arbeitsmigranten geblieben, wenngleich ein beschränkter beruflich-sozialer Aufstieg von den un- und angelernten Berufen auf die Facharbeiterebene festzustellen ist.
Trotz dieser positiven Tendenzen sind die Unterschiede in den Bildungsressourcen und der Stellung im Beruf zwischen deutschen und ausländischen Erwerbstätigen immer noch erheblich. Ausländische Erwerbstätige haben wesentlich öfter keinen Abschluss oder lediglich einen Haupt- oder Realschulabschluss ohne Berufsausbildung. Auch hinsichtlich der beruflichen Stellung von Zuwanderern und Deutschen sind die Unterschiede beträchtlich. Während sich beispielsweise bei den deutschen Männern der Trend von Facharbeiterpositionen zu Angestelltenberufen fortgesetzt hat (1999 waren bereits 44 Prozent als Angestellte und 31 Prozent als Fachbearbeiter tätig), unterscheiden sich die Beschäftigungsprofile ausländischer Arbeitnehmer erheblich nach dem Herkunftsland. So waren türkische Arbeitnehmer 1999 immer noch überwiegend als un- und angelernte Arbeiter (71 Prozent) und nur zu einem geringen Anteil als Facharbeiter (23 Prozent) oder als Angestellte (6 Prozent) tätig. Eine zuwanderungsbedingte Arbeitslosigkeit und Verdrängung deutscher Arbeitskräfte durch Nichtdeutsche ist daher nicht zu belegen. Ausländische Arbeitnehmer besetzen vielmehr Arbeitsplätze, die deutsche Arbeitnehmer aus verschiedenen Gründen nicht einnehmen wollen und nehmen somit überwiegend eine Ergänzungsfunktion auf dem Arbeitsmarkt ein.

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