Niemand urteilt schärfer als der Ungebildete.Er kennt weder Gründe noch Gegengründe und glaubt sich immer im Recht.

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null-toleranz 'Nazis'

Sonntag, 27. April 2008

Der Westen sollte sich nicht zurücklehnen

Auszüge aus einem Interview mit Bernd Wagner:

"Der Westen sollte sich nicht zurücklehnen"STERN

stern: Der Angolaner Amadeu Antonio war nach der Wende 1990 das erste Opfer rechtsradikaler Totschläger. Das vorerst jüngste Todesopfer ist Alberto Adriano. Hört die Gewalt nicht mehr auf?Wagner: Ich fürchte nein. Zehn Jahre wurde auf der Stelle getreten, verharmlost, relativiert. Die Hoffnung war, das wird sich schon verwachsen. Doch die Zahl rechtsradikaler Überfälle hat sich auf hohem Niveau stabilisiert. Die Frage ist, ob die Lage weiter eskaliert. (...)stern: Arbeitslosigkeit, Zukunftsängste, Versagen von Eltern und Lehrern gelten als Gründe. Treffen diese Muster noch zu?Wagner: Nein. Im rechten Milieu gibt es keine anderen Probleme als anderswo. Arbeitslose etwa sind da nicht überrepräsentiert. Der eigentliche Grund ist, dass Mythen über den Ausländer oder den undeutschen Deutschen existieren. Alltagsprobleme erhalten eine völkische Einfärbung. Und ökonomische Prozesse werden in ethnisierende Bilder übersetzt. Viele Rechtsextremisten fühlen sich als Herrenmenschen und genießen es.stern: Haben Sie das Gefühl, dass überhaupt ernsthaft über Ursachen debattiert wird?Wagner: Viele Menschen begreifen nicht, dass es um eine Ideologie geht. Es werden zum Beispiel Werteverluste für die steigende Zahl von Überfällen verantwortlich gemacht. Das stimmt natürlich auch, ist aber nicht die ganze Wahrheit. (...) Heute noch fordern Mitglieder des Bundestages, dass die Jugendlichen mehr Streetball spielen sollen, damit sie auf andere Gedanken kommen. Das zieht bei strammen Nazis nicht.stern: Was muss getan werden?Wagner: Wir müssen uns endlich mit der völkischen Ideologie auseinander setzen. Die intellektuellen Neonazis zum Beispiel thematisieren die Ängste der Leute vor der Globalisierung. Die gucken genau hin, was auf dem Bau passiert. Dass dort Ausländer für Dumping-Löhne arbeiten und die Deutschen mit ihrem Tarifsystem hinterherhecheln. (...)stern: Was schlagen Sie vor?Wagner: Wenn der Staat es nicht macht, muss man das eben anders organisieren. (...) Den Kampf gegen Rechts kann man nicht nur ein paar engagierten Sozialarbeitern überlassen, die fast ohne Ressourcen arbeiten, oder Polizeibeamten. Im Westen sollte sich niemand zurücklehnen: Die rechte Szene hat sich im Osten mittlerweile so gut organisiert, dass sie nun die gewachsenen demokratischen Strukturen im Westen angreifen kann.

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