Niemand urteilt schärfer als der Ungebildete.Er kennt weder Gründe noch Gegengründe und glaubt sich immer im Recht.

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null-toleranz 'Nazis'

Montag, 28. April 2008

Rechtsextremer Sprachjargon mit Symbolcharakter


Das rechtsextreme Spektrum reicht von gewalttätigen Skinheadgruppen über demokratiefeindlich agitierende Neonazis in sog. Kameradschaften bis hin zu sich staatskonform gebenden und an Wahlen teilnehmenden Parteien. Gemeinsam ist diesem Spektrum eine ausgeprägte Feindschaft gegenüber Andersdenkenden und "Nichtdazugehörigen", die sich auch im Sprachjargon widerspiegelt: Mit verschiedenen diffamierenden Begriffen werden die "Feinde" als "undeutsch" und "unwert" stigmatisiert. Bernd Wagner fasst diese Feindbildpalette mit folgenden Worten zusammen: "Die 'Oberfeinde' sind die sogenannten 'Kanacken' und 'Zecken'. Die ersten gelten als phänotypische 'Undeutsche', die zweiten als 'Undeutsche' nach Ideologie und Kultur. In jedem Fall ist ihre 'Bekämpfung' in den Augen der Szenevertreter moralisch legitim, weil sie als apokalyptische Verderber des 'Deutschen' gelten. Zu den 'Feinden' gehören weiter: Juden, 'Popen', Schwule, 'Kinderficker' und andere 'Abartige', 'Assis' oder 'Asseln', 'Mukus' (Multikulturelle), 'Politbonzen' und 'Systembullen', 'Freimaurer' und 'Illuminaten'. Auch 'genotypisch Behinderte' finden als 'unwertes Leben' keine Gnade."(1)
Antisemitismus ist ein konstituierendes Merkmal des Rechtsextremismus, der in Angriffen gegenüber Juden und Jüdinnen, Schändungen jüdischer Friedhöfe und abstrusen Weltverschwörungsmythen deutlich zum Ausdruck kommt. Häufig zeigt sich der Antisemitismus aber nur verdeckt über Chiffren und Codes wie eine "gewisse Minderheit", "Amerikanische Ostküste", "USrael" oder "ZOG", die für Eingeweihte sofort verständlich sind. Mit dem Begriff "Ostküste" ist nicht die Ostküste der USA im geographischen Sinne gemeint, angespielt wird damit vielmehr auf in New York ansässige jüdischen Organisationen, die in der antisemitischen Propaganda für alle erdenklichen gesellschaftlichen und internationalen Entwicklungen verantwortlich gemacht werden. Im antisemitischen Verschwörungsdenken steht die Chiffre "USrael" für angeblich geheimnisvolle Verbindungen zwischen den USA und Israel. Die Abkürzungen "ZOG" bzw. "JOG" stehen für "Zionist Occupied Government" bzw. "Jewish Occupied Government" ("zionistisch bzw. jüdisch besetzte Regierung") und wurden von US-amerikanischen Rassisten und Rassistinnen übernommen. Eingedeutscht wird "ZOG" auch von manchen als "Zionistische Okkupations Gewalt" übersetzt. Das Kürzel wird in der deutschen rechtsextremen Szene über Texte, Bilder und Lieder verbreitet und ist Vorbild für diverse Varianten mit antisemitischen Gehalt: So wurden auf dem Bundesparteitag der NPD im Oktober 2004 Plakate ausgestellt, auf denen das ZDF als "Zionistische Desinformations-Fabrik" bezeichnet und die USA als "Jew ess ey" buchstabiert wurden.
Ein anderes Beispiel ist die Bezeichnung "Illuminati" bzw. "Illuminaten", mit der Verschwörungstheoretiker auf die unterschiedlichsten, die Welt beherrschenden Geheimbünde verweisen. Eine Renaissance erlebten antisemitische Verschwörungstheorien Mitte der 1990er Jahre insbesondere mit Buchveröffentlichungen des rechtssextremen Esoterikers Jan Udo Holey (alias Jan van Helsing). Er fantasierte in seinen Büchern eine Jahrhunderte alte Weltverschwörung der "Illuminaten", worunter er u. a. Freimaurer und Juden wie das jüdische Bankhaus Rothschild subsumierte. Seine Schriften wurden bereits 1996 wegen Volksverhetzung beschlagnahmt. Zahlreiche Bücher und Videos, die in den nachfolgenden Jahren von esoterischen oder rechtsextremen Szene-Verlagen veröffentlicht wurden, knüpfen an die bisarre Weltsicht Van Helsings an.

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