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Sonntag, 27. April 2008

Hillary Clinton – Aschenputtel mit Steherqualität

Ihr Kopf-an-Kopf-Rennen hält Amerika und die Welt in Atem: Hillary Clinton und Barack Obama kämpfen um jeden Staat und um jede Stimme.
Es ist ein Triumph, der Barack Obama die Nominierung kosten kann: Mit zehn Prozent Vorsprung, in ländlichen Wahlkreisen mit bis zu fünfzig Prozent, schlägt Hillary Clinton ihren Rivalen in Pennsylvania. Jetzt setzt sie die Superdelegierten unter Druck, um ihre Stimmen zu bekommen. Obama dagegen wirkt planlos.

Was wollte Hillary Clinton da gerade sagen? "To Hell with Barack Obama"? – Zur Hölle mit Barack Obama? 55 gegen 45 Prozent. Zehn Prozent Vorsprung vor Obama in ganz Pennsylvania, in allen ländlichen Wahlkreisen sogar Vorsprünge von dreißig, vierzig, ja fünfzig Prozent: Clinton hatte Grund zu Freude. Und nun war sie in ihrer Siegesrede zum wichtigsten Punkt gekommen – zu Sätzen über einen Weltkriegsveteranen, dem Harry Truman den höchsten Orden der USA verliehen hatte. Man merkte es an Clintons Stimme.Der Soldat hatte Clinton ein Foto der Zeremonie geschickt. Hillarys Stimme wurde dunkel, belegt, fast sentimental, als sie fortfuhr: "Und in eine Ecke des Fotos hatte er mit krakeliger Schrift geschrieben: 'To Hell... to Hillary: Keep on fighting!'"
"Für Hölle... für Hillary": Vielleicht stand da auf dem Foto tatsächlich "to hell with Obama". Alte Soldaten können raubauzig sein. Aber der Ausrutscher passte auch so ins Bild.
Clinton verbucht Pennsylvania als persönlichen Erfolg
Der Sieg in Pennsylvania, sagte Clinton, „ist für mich ein ganz persönlicher Erfolg“. Sie bezog das in der Rede auf ihre familiären Wurzeln in dem Staat, aber sie machte unzweideutig klar, dass das auch politisch galt. Obama, sagte sie, „hat in Pennsylvania dreimal so viel Geld ausgegeben wie ich“. Und trotzdem hat sie gesiegt, wie schon in Texas und Ohio Anfang März.
Barack Obama wirkte bei seiner Verliererrede zum ersten Mal in diesem Wahlkampf farblos, abgekämpft und matt. Er trat in einer vollbesetzten Sporthalle im Bundesstaat Indiana vor jubelnde Anhänger, aber er jubelte nicht mit. Er sprach mit eher ziellosem Ernst über „die Bewegung“, über „die Chance, 2008 alles anders zu machen“, sogar darüber, „die Welt zu verändern“ – aber das kam ohne Glanz und Feuer.Nach der Rede begann er Hände von Fans zu schütteln, wandte sich abrupt ab, ging etwas schleppend zum Pult, riss dort mehr eine Wasserflasche zum Mund als sie zum Trinken anzusetzen, ging mit nun heftigen Schritten zu anderen Fans, deren Hände er dann wieder fast teilnahmslos und ohne den athletischen Schwung ergriff, der ihn sonst bisher auszeichnete.
Es war die Verkrampftheit eines Mannes, der ahnt, dass vielleicht nun er statt Clinton in den Strudel geraten könnte. Ohne das Erlebnis eines politischen Beinahetodes wird niemand Präsident, heißt es als Faustregel. John McCain hat das im August hinter sich gebracht, Clinton im Januar und Februar; Obama steht es womöglich im Mai bevor.Clintons Sieg wird ihr wegen des Verhältniswahlrechts zwar nur rund fünfzehn Delegierte auf dem Wahlparteitag mehr bescheren als Obama. Der Abstand von knapp hundert Delegierten zu ihm bleibt. Aber Delegiertenzahlen sind das eine, politisches Momentum ist das andere. Hillary hat jetzt wieder Momentum auf ihrer Seite. Mathematisch kann weder sie noch Obama in den restlichen neun Urwahlen bis zum 3. Juni die Mehrheit von 2025 Delegierten erreichen. Es kommt auf die rund 300 noch Unentschiedenen der 795 Funktionäre an, die als freie „Superdelegierte“ des Parteitags das Pendel zu Obama oder zu Clinton neigen lassen können.
Diese Funktionäre wägen das politische Momentum präzise, denn sie registrieren, wie unerbittlich nachtragend Clinton ist, wenn sich jemand zu Obama bekennt. Zu Abtrünnigen bricht Clinton alle Kontakte ab. Hillary hat sich erfolgreich von einer Königin zum Aschenputtel mit Steherqualität gewandelt. Damit rückt der Ausschluss von Ämtern und Pfründen von Parteileuten, die für Obama sind, unter einer Präsidentin Clinton wieder in den Bereich des entfernt Denkbaren. Die Funktionäre zaudern. Mit acht Jahren Bestrafung haben sie schon unter Präsident Bill Clinton Erfahrungen gemacht.
Clintons Wähler sind außerdem konservativer als Obamas Anhänger. Hillary hat nicht umsonst ohne Ausnahme alle Großstaaten gewonnen. Diese Wähler sind nicht leicht für Obama zu gewinnen. Vorgestern sagten 40 Prozent der Clintonianer bei einer Befragung am Wahllokal: Wenn Obama Kandidat wird, bleiben wir bei der Präsidentenwahl zu Hause oder wählen gleich McCain. Umgekehrt sagten das für den Fall einer Clinton-Kandidatur nur knapp 30 Prozent der Anhänger Obamas. Es sind beachtliche Zahlen, die die Animosität unter den Demokraten erahnen lassen und deshalb das McCain-Lager erfreuen. Denn weitaus weniger Republikaner geben an, wegen McCain zu den Demokraten wechseln zu wollen.
Um das politische Momentum zu erhalten, braucht Hillary Clinton jetzt Geld. Sehr viel Geld, und zwar noch heute. Sie ist praktisch bankrott – neun Millionen Dollar Guthaben bei zehn Millionen Dollar Schulden, und die nächsten Urwahlen finden schon in zwei Wochen statt. Obama hat fast 40 Millionen Dollar flüssig. Die Urwahl in North Carolina und Indiana am 6. Mai können den Sieg von Pennsylvania vergessen machen, wenn jetzt kein Geld hereinkommt. Die Wahllokale in Pennsylvania waren kaum geschlossen, da präsentierte sich Clintons Internetauftritt per Vorschaltseite als aufgehaltene Hand. „Danke, Pennsylvania! Stützt jetzt das Momentum! Spendet fünf Dollar! (Oder zehn, hundert, tausend.)“ Wer weiterklickte, bekam auf der Hauptseite dieselbe Bitte noch einmal vorgetragen.In der ersten Stunde nach Schließung der Wahllokale, mailte Clintons Stab an die Medien, sei bereits eine halbe Million Dollar geflossen. In Werbeblock-Kategorien ist das freilich nur ein Tropfen auf dem heißen Stein.
[ Quelle : Enter ]

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